Die Privilegierte Scheibenschützengesellschat zu oschatz

1344 bis 1945

Als eine der wenigen kultur- und sozialgeschichtlichen Erscheinungen der Menschheitsgeschichte, die sich über Jahrhunderte hinweg kontinuierlich entwickelte und bis heute erhalten hat, gilt das Schützenwesen. In vielen größeren Städten sind dessen Wurzeln und Wandel eng mit der Stadthistorie verbunden.

 

Doch die Anfänge des Schießens sind viel früher zu suchen. Pfeil und Bogen fanden bereits in der ausgehenden Altsteinzeit für jagdliche Zwecke, seit der Jungsteinzeit auch als Waffe bei kriegerischen Auseinandersetzungen Verwendung.

 

Das Bogenschießen auf Zielscheiben in der Antike belegen schriftliche und bildliche Zeugnisse aus Grab- und Bodenfunden im alten Ägypten und Griechenland. An griechischen Gymnasien wurde unter anderem das Bogenschießen als Ausbildungsdisziplin gelehrt.

Aus den ersten Schusswaffen Pfeil und Bogen entwickelte sich die Armbrust, auch „Schnepper“ oder „Rüstung“ genannt. Dementsprechend wurden die mittelalterlichen Schützen als Armbrust-, Rüstungs- oder auch Stahlschützen tituliert. Die ebenfalls geläufige Bezeichnung „Bruchschützen“ benennt jene Schützen, die eine im Verteidigungsfall entstandene Bresche (Bruch) der Wehrmauer zu verteidigen hatten.

Die Herstellung und Vervollkommnung einer Armbrust oblag dem Armbruster. Ausgestaltungen und künstlerische Verzierungen mit edlen Stoffen und Materialien wie Gold, Silber, Perlmutt, Elfenbein oder Hirschhorn, kennzeichneten den hohen Stellenwert der Waffe und den gesellschaftlichen Rang ihres Inhabers.

 

Ihren Ursprung haben die heute existenten Schützengesellschaften und –gilden als mittelalterliche Bürgerwehren zur Stadtverteidigung im Dienst an der Gemeinschaft. Sie waren verantwortlich für den Schutz ihrer Mitbürger.

Die anfänglich losen Vereinigungen zur gegenseitigen Unterstützung und Förderung gemeinsamer Interessen der Stadtbewohner fielen in die Zeit der Städtegründungen. Erreichte Lebensbedingungen und Geschaffenes machten deren Schutz unumgänglich.

Das Erstarken bestimmter Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher Territorien führte zwangsläufig zu Reiberein, Neidern und Feinden, die dem aufstrebenden Stand im Wege waren. Folglich mussten die Städte und Ortschaften einen wehrhaften Charakter annehmen und unterhielten für die Ausrüstung ihrer Schützen sogenannte Harnischkammern. Waffengeübte Bürger waren deshalb nicht nur sinnvoll, sondern notwendig.

Neben dem Recht des Waffentragens oblag ihnen die Pflicht zur Waffenübung und Verteidigungsbereitschaft im Ernstfall.

So war es nur eine logische Konsequenz, dass auch der aufkommende Handel und Verkehr von Gütern durch Geleite mit besonderer Sicherung bedacht werden musste. Dazu herangezogene Männer erhielten für ihre Leistungen Geleitgelder. Befördert wurden sie in Heerwagen an die jeweiligen Ortschaften. Dieser Tross bestand aus starken Leiterwagen mit an Ketten hängenden Sitzbrettern für meist achtzehn Personen, darunter Bannerträger, Pfeiffer, Trommler und Schützen.

Der zweite Wagen transportierte notwendige Nahrung und Ausrüstung. Die Heerzüge unterstanden in erster Linie dem Bürgermeister beziehungsweise einem Ratsherren.

 

Im Zeitalter der Fehden hatten sich waffengeübte Bürger bewährt und sich deren Ansehen etabliert, was auch den Stadtherren bewusst war und sie dementsprechend diese Vereinigungen förderten, beispielsweise durch die Errichtung von Zielstätten, finanziellen sowie materiellen Zuwendungen und anderen Vergünstigungen.

Sobald Landesherren oder andere ihnen unterstellte Instanzen wie Städte und deren Räte Aufgebote einforderten, hatten ihre Untertanen und Vasallen eine bestimmte, in Abkommen näher definierte und schriftlich festgehaltene Anzahl an wehrfähigen Männern bereit zu stellen. Dabei verpflichteten sich die Städte das teils durch sie finanzierte Fußvolk, der Adel hingegen berittene Männer vorzuhalten.

 

 

Auf den folgenden chronologisch sortierten Seiten möchte ich Ihnen einige wichtige Eckpunkte aus der Geschichte der Privilegierten Scheibenschützengesellschaft zu Oschatz vorstellen.

 

Für eine vollständige Darstellung der Gesellschaftsgeschichte empfehle ich Ihnen das Buch „Die Privilegierte Scheibenschützengesellschaft zu Oschatz. Von einer Bürgerwehr zum Sportschützenverein des 21. Jahrhunderts“ von Martin Kühn.